Während der Besetzung der Stadt Ardea kamen die jungen Prinzen der Tarquinier abends in ihren Zelten zusammen und sprachen oft über Frauen. Collatinus war der einzige, der nicht mit einer Etruskerin, sondern mit einer Römerin verheiratet war und er lud alle anderen zu sich ein, um ihnen zu zeigen, dass seine Frau über allen anderen stehe. Als die Männer kamen, sahen sie sie beim Spinnen von Wolle und umgeben von Mägden, augenblicklich begehrt Sextus, der Sohn des römische Königs Tarqiunius Superbus, die Gattin seines Kameraden. Eines Abends, als Collatinus fort war, kam Sextus unter dem Vorwand, er sei ein ferner Verwandter von Lucretias Mann. In der Nacht wollte Sextus Lucretia vergewaltigen, doch sie sagte, sie würde lieber sterben, als untreu zu sein. Doch er erklärte, wenn sie ihn abwiese, würde er sie töten und der Unzucht beschuldigen, so ließ sie die Tat über sich ergehen. Nachdem Sextus verschwunden war, rief Lucretia ihren Mann und ihren Vater und erzählte ihnen die Geschichte, weshalb sie von beiden für unschuldig befunden wurde. Doch trotzdem brachte Lucretia sich wenige Tage später um, damit künftig keine Frau sich auf ihr Schicksal berufen könne und somit ungestraft davonkommen würde. Die sexuelle Gewalttat löste beim Volk einen Aufstand aus, und das unbarmherzige Regime wurde von den Königsgegnern gestürzt. Da 509 v.Chr. das Ende der Königsherrrschaft und der Beginn der römischen Republik war, gehört die "Schändung Lucretias" zum Gründungsmythos der römischen Republik.

Ein Gemälde des Selbstmords Lucretias